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Stellungsnahme/Recherche des Bündnisses So.Wi.WIR vom 08.05.2021 zum Tag der Befreiung

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR und ihre AG MiCou – Mit Courage gegen Rechts haben haben eine Stellungsnahme/Recherche zum Tag der Befreiung veröffentlicht.

Quelle: So.Wi.WIR

Stellungsnahme/Recherche von dem So.Wi.WIR-Bündnis und ihrer AG MiCou vom 08.05.2021: „Von Befreiten und Unbelehrbaren: der 8. Mai in Wildeshausen

Am 8. Mai 1945 besiegelte die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht das endgültige Ende der Nazi-Terrorherrschaft. Ein Phänomen, das einhellig von den Zeitzeugen berichtet wird, war die plötzliche Stille, die nach dieser Kapitulation eintrat.
Doch diese Stille war eine Friedhofsruhe!
55 Millionen Menschen waren in Europa in diesem noch nicht einmal 6 Jahre dauernden Krieg umgekommen, davon ca. 27 Millionen allein in der Sowjetunion. Aber auch in dem kleinen Polen starben 6 Millionen Menschen, davon 5,7 Millionen polnische Zivilist:innen, die einem Krieg zum Opfer fielen, der nicht nur ein Eroberungskrieg war, sondern auch ein rassistischer Vernichtungskrieg gegen die „jüdischen, slawischen und bolschewistischen Untermenschen“. (so der Nazi-Jargon).
Natürlich ist es höchst spekulativ, sich vorzustellen, was passiert wäre, wenn es der deutschen Wehrmacht sowie der Naziadministration gelungen wäre, die europäischen Nachbarländer noch länger ihrer Terrorherrschaft zu unterwerfen. Aber ein Hinweis sei in diesem Zusammenhang erlaubt: von jungen deutschen Bevölkerungswissenschaftlern wurde errechnet, dass allein in Weißrussland 30 Mio. Bewohner:innen ermordet werden müssten, um mit dort anzusiedelnden deutschen Bauern eine Großraum-landwirtschaft zu etablieren!
Vor diesem Hintergrund den 8.Mai 1945 als Niederlage zu charakterisieren, wie es der Oberstudienrat für Geschichte, Björn Höcke, mit seiner Forderung nach einer 180 Grad-Wende in der Erinnerungspolitik getan hat, ist nichts als pure politische Perversion! Und auch die Einordnung der verbrecherischen Nazidiktatur als „Vogelschiss“ durch Alexander Gauland (AfD) entlarvt die Mentalität dieses angeblich so „normalen“ deutschen Parteiführers.
 
Endlich frei!
 
Überall in den von den deutschen Truppen geräumten europäischen Nachbar:innenstaaten war, z.T. schon ab Ende 1944, die Freude und die Erleichterung groß, endlich vom Joch der Unterdrückung, Ausplünderung und tödlichen Gefahr erlöst zu sein. In diesen Ländern erlebte und genoss man – bei aller Trauer um die Toten- ein tiefgründiges Gefühl der Befreiung. Insbesondere auch in Griechenland und in Jugoslawien, wo bis zu 200.000 Personen starke Partisan:innenarmeen die deutschen Soldat:innen aus dem Land gejagt hatten.
Aber auch in Deutschland gab es Personengruppen, die die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht und das Ende der Naziherrschaft als lange ersehnte Befreiung erlebten. Der Journalist Klaus Hillenbrand hat in der taz vom 6. Mai 2020 diese Personengruppe so umrissen: „Befreit worden waren die Gegner der Nazis, soweit sie noch am Leben waren, Sozialdemokraten und Kommunisten, manche Konservative und Christen, die wenigen oppositionellen Schriftsteller, die im Land geblieben waren. Und natürlich die Juden, soweit sie den Frühling 1945 erleben durften, Sinti und Roma, verfolgte Homosexuelle, andere unrechtmäßig Gefangene und die aus halb Europa verschleppten Zwangsarbeiter sowie Hunderttausende Kriegsgefangene.“. (https://taz.de/Kriegsende-vor-75-Jahren/15680052/ )
Es sollte 40 Jahre dauern, bis das Wort „Befreiung“, dass allenfalls als kommunistischer Kampfbegriff stigmatisiert worden war, bis in die höchsten Ränge der bundesrepublikanischen Republik Einzug hielt. Diesen Tabubruch beging, und dafür wurde er von der sog. Stahlhelmfraktion der CDU gehasst, am 8. Mai 1985 der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der laut Redemanuskript betonte: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“.
 
Gefühl der Niederlage
 
Dem ersten Satz v. Weizsäckers kann man vorbehaltlos zustimmen. Der zweite Satz („uns alle“) trifft allerdings in seiner Pauschalität nicht zu. Hierzu noch einmal Klaus Hillenbrand, der schreibt: „Ein größerer Teil der Deutschen empfand diese Befreiung 1945 keineswegs als eine solche, sondern war über die Niederlage des Regimes zutiefst unglücklich. Gewiss waren viele Menschen froh darüber, dass die Bombardierungen nun ein Ende hatten. Selbstverständlich begrüßten Soldaten (und ihre Mütter), dass sie der permanenten Lebensgefahr entronnen waren. Aber nicht nur Nazi-Bonzen flüchteten in diesem Frühlingsmonat aus Verzweiflung über das Ende des NS-Reiches in den Suizid, auch brave ‚Volksgenossen‘ folgten ihnen“.
Insbesondere in den ländlichen Regionen und vielen Kleinstädten, in denen vielfach eher nur geringe Kriegsschäden zu verzeichnen waren und das Alltagsleben nicht massiv eingeschränkt und desorganisiert war, gab es eher wenig Impulse, sich mit der Naziideologie und ihrer Schreckensherr-schaft kritisch und ablehnend auseinanderzusetzen. Berichte aus der britischen Besatzungszone belegen, dass die englischen Soldat:innen oftmals nicht als Autoritäten wahrgenommen wurden, sondern als lästige Besatzer:innen und verweichlichte Demokrat:innen.
Die Unfähigkeit zu einem tiefgreifenden Bewusstseinswandel wurde aber auch dadurch unterstützt, dass die Versorgungslage in Deutschland bis in das Jahr 1943 noch vergleichsweise gut war. Die Naziführung hatte aus den politischen Konsequenzen der Hungerkrisen des 1. Weltkrieges und der sich auch daraus ergebenden Novemberrevolution 1918 gelernt und durch systematische Ausplünderung der Ressourcen der eroberten Nachbar:innenstaaten einen vergleichsweise hohen Lebensstandard sichern können. Das garantierte ihnen Loyalität, ebenso wie die anfänglichen ‚Blitzkriege‘ der Wehrmacht bis zur Wende in Stalingrad im Januar 1943.
 
Verdrängung und Selbstentlastung nach Kriegsende
 
Dass viele Deutsche das Kriegsende als Niederlage interpretierten, hatte Auswirkungen auf die Nachkriegszeit. Man stilisierte sich selbst zum Opfer, entweder des alliierten Bombenkriegs oder einer angeblich kleinen verbrecherischen Clique hochrangiger Nazis, die einen gewissenlos verführt hatte. Also vom begeisterten Anhänger:innen des Führers zum ruchlos Verführten! Hinzu kam nach 1945 ein erstaunlicher kollektiver Gedächtnisverlust und das massenhafte Phänomen der Verdrängung. Außerdem konnte man ja scheinbar ideologisch nicht völlig falsch gelegen haben, denn wie die Nazis war man ja gegen den Bolschewismus einge-stellt gewesen, und diese Einstellung bestimmte auch die westliche und später bundesrepublikanische Politik ganz zentral.
Wenn gelegentlich der Begriff „Zusammenbruch“ im Zusammenhang mit dem 8. Mai benutzt wird, können damit 1) die erheblichen materiellen Schäden v.a. in den großen Städten und der damit zusammenhängende Zusammenbruch der Infrastruktur gemeint sein, 2) aber auch der Zusammenbruch des eigenen bisherigen Weltbildes, und schließlich 3) der Zusammenbruch des gesamten NS-Verwaltungssystems.
Nach dem Einmarsch der alliierten Truppen wurden nämlich die ehemaligen Funktionsträger:innen abgesetzt, vielfach auch festgesetzt, und überall neue Bürgermeister:innen und andere (zumeist) unbelastete Verwaltungsfachleute eingesetzt. So auch in Wildeshausen. Nach dem Einmarsch der britischen Truppen am 10./11. 04.1945 wurde am 28.04.1945 Theodor Cohn als Stadtsekretär und schließlich am geschichtsträchtigen 9. November 1945 zum Bürgermeister ernannt. Ab 13.12.1945 hatte er dann das Amt des Stadtdirektors inne. Der Wildeshauser Bürger Theodor Cohn war bis 1933 als Lehrer tätig. Nach dem 7. April 1933 wurde er aber aufgrund des Gesetzes „zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ als sogenannter „Halbjude“ aus dem Schuldienst entlassen. Gegen Kriegsende wurden sogenannte „Halbjuden“ und „jüdisch versippte“ Männer zum geschlossenen Arbeitseinsatz in Zwangsarbeiterlager eingewiesen. Davon war auch Theodor Cohn betroffen, der mehrere Monate im „Mischlingslager“ Lenne bei Holzminden verbringen musste. Nach seiner Befreiung und der Rückkehr nach Wildeshausen war Cohn in der Folgezeit zunehmend Anfeindungen der keineswegs mehrheitlich ideologisch und alltagskulturell gewendeten. Wildeshauser Bevölkerung ausgesetzt. „Am 30 September 1950 schied er unter demütigenden Umständen aus dem Amt. Er starb am 19. Juli 1954 im Alter von 51 Jahren.“ (Werner Meiners)
 
Personelle Kontinuitäten und Renazifizierung
 
Der politische Klimawandel in den späten 40er und frühen 50er Jahren, der beispielhaft in Wildeshausen zu beobachten war, ist charakterisch für die beginnende politische Wende in allen westlichen Besatzungszonen. Der kalte Krieg entwickelte sich und man machte seinen Frieden mit den Tätern. Insofern ist auch die Charakterisierung des 8. Mai als „Stunde Null“ unzutreffend, da sie suggeriert, dass es nach Kriegsende einen völligen Neustart gegeben hätte. Doch am Start war dasselbe Personal wie vor dem Kriegsende und ideologisch war in vielen Köpfen die Naziideologie immer noch nicht überwunden. Stattdessen hatte in den Jahren 1947/48 die sog. Entnazifizierung ihren anfänglichen Schwung längst verloren, Forderungen nach einem Schlussstrich wurden immer lauter und belastete Nazis, die sich zunächst verborgen und zurückgehalten hatten, kamen wieder an die Oberfläche. Als Resultat, insbesondere befördert durch das sog. 131er-Gesetz im Jahre 1951, können wir festhalten, dass kein einziger Richter, der vor 1945 Unrecht gesprochen hatte, entlassen wurde, fast alle Lehrer:innen, die im Nationalsozialistischen Lehrerbund organisiert waren, wieder in den Schulen unterrichteten, in den Führungsgremien der wiederauflebenden Konzerne Kriegsgewinner:innen und Kriegsverbrecher:innen saßen. Und in der Politik mischten in erheblicher Zahl ehemalige NSDAP-Mitglieder bzw. maßgebliche Unterstützer:innen der NS-Politik mit. So z.B. auch Hans Globke, der ab 1949 als Kanzleramtsminister in der Regierung Adenauer an zentralen Hebeln der politischen Macht saß. Eben jener Globke, der 1935 als Experte im Reichinnenministerium die juristische Kommentierung der „Nürnberger Rassegesetze“ vorgenommen hatte, die den Wildeshauser Theodor Cohn zum „Halbjuden“ erklärten und sein weiteres Schicksal maßgeblich prägten.
 
Naziführer Hermann Petermann
 
Im krassen Gegensatz zur Biografie Theodor Kohns verlief die politische Karriere von Hermann Petermann. Der Fabrikant Petermann, seit 1931 Ortsgruppenleiter der NSDAP, war vom 27. Juni 1933 bis zum Kriegsende 1945 Bürgermeister in Wildeshausen. Die NSDAP konnte sich schon vor 1933 auf eine breite Zustimmung in Wildeshausen und Umgebung stützen. Bereits 1928, als die Partei Hitlers bei den Reichstagswahlen reichsweit lediglich 2,6% erreichte, waren es in Wildeshausen schon 17,5%. Und bei den Juliwahlen steigerte sie das Stimmergebnis auf 51,6%, außerdem erzielte die republikfeindliche und militaristische Deutsch-Nationale Volksparte (DNVP) 15,4%. Zusammen stimmten also Zweidrittel der Wildeshauser Bevölkerung schon vor 1933 gegen die demokratische Struktur der Weimarer Republik!
In der Amtszeit Petermanns wurde unmittelbar nach der Machtübergabe an Adolf Hitler am 30. Januar 1933 mit der Diskriminierung, Ausgrenzung und schließlich fast vollständigen Ermordung der kleinen jüdischen Gemeinde in Wildeshausen begonnen. Die 21 in Wildeshausen lebenden jüdischen Einwohner:innen gehörten den Familien Goldstein, de Haas, Heinemann und de Vries an. Als eine der ersten Repressionsmaßnahmen erlebten sie den Boykott der jüdischen Geschäfte am 1. April 1933. Ab 1935 verschärfte sich der Druck auf diejenigen „Volksgenossen“, die trotz massiver Propaganda immer noch nicht bereit waren, ihre geschäftlichen und privaten Kontakte zu der jüdischen Bevölkerung einzustellen. Im August 1935 wandte sich der Landesbauernführer in diesem Zusammenhang mit folgenden Worten an die „uneinsichtige“ Landbevölkerung: „Es (ist) an der Zeit, die Juden systematisch und vollständig aus dem Viehhandel auszuschalten. Ich erwarte von meinen Oldenburger Bauern, dass sie sich bei dem Einkauf ihrer Tiere nicht mehr jüdischer Viehhändler bedienen, sondern dass sie sich hierfür der arischen Viehhändler…bedienen.“. (Z.n. Werner Meiners: Menschen im Landkreis Oldenburg 1918-1945. S. 135)
 
Hasspropaganda in aller Öffentlichkeit
 
Ebenfalls ab Mitte 1935 standen an den Ortseingängen nach Wildeshausen große Schilder, auf denen mit drohendem Unterton verkündet wurde, dass Jüdinnen:Juden im Ort unerwünscht seien. Und die WILDESHAUSER ZEITUNG meldete etwa zur selben Zeit: „Immer mehr Geschäfte gehen dazu über, in ihren Räumen ein Schild anzubringen mit der Aufschrift ‚Deutsches Geschäft. Juden unerwünscht‘.“ Eine maßgebliche Rolle bei der Indoktrination der Bevölkerung zum Judenhasse spielten auch die sog. „Stürmerkästen“, also im Ort aufgestellte Propagandatafeln, auf denen das antisemitische Hetzblatt „Der Stürmer“ (Motto: „ Die Juden sind unser Unglück“) sowie andere ähnlich geartete Schriften öffentlich präsentiert wurden. Und das zeigte Wirkung! „Nicht viel hätte gefehlt, und es wäre auch in Wildeshausen zu Ausschreitungen gegen jüdische Einwohner:innen gekommen. Durch einen Anschlag im Stürmerkasten brandmarkte die NSDAP-Ortsgruppe die ‚Rassenschänder‘ Moritz und Carl de Haas und denunzierte Wildeshauser Bürger als ‚Judengenossen‘. Ein entsprechender Bericht erschien im Januar 1937 im STÜRMER. Noch im selben Jahr gerieten die jüdischen Geschwister Jonny und Frieda de Vries in Wildeshausen wegen mehrfacher ‚Rassenschande‘ in die Fänge der NS-Justiz. Jonny de Vries wurde zu 11/2 Jahren Zuchthaus verurteilt, nach der Entlassung aus dem Strafgefängnis Vechta in das Konzentrationslager Sachsenhausen ‚überführt‘ und soll Anfang 1945 im Vernichtungslager Auschwitz umgekommen sein. Seine Schwester Frieda starb nach mehrjähriger KZ-Haft am 22. Februar 1942 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück“. (W. Meiners, S.140)
In aller Öffentlichkeit vollzog sich im Rahmen der „Reichskristallnacht“ auch die Zerstörung der kleinen Synagoge in Wildeshausen am 10.11.1938, wobei die örtliche Feuerwehr, die bereits 1933 schon „arisiert“ worden war, tätige Mithilfe leistete. In den folgenden Tagen wurde die Mehrzahl der jüdischen Männer in das KZ Sachsenhausen deportiert, lediglich die ältesten Männer blieben von diesem Martyrium verschont. Erst nach qualvollen Wochen kehrten die jüdischen Männer Ende 1938/Anfang 1939 zurück. Überlebt hatten sie alle, doch Arthur Goldstein aus Wildeshausen hatte sich erhebliche gesundheitliche Schäden zugezogen.
Die Entlassung aus dem KZ war an die Auflage gekoppelt, zusammen mit den Familienangehörigen schnellstens Deutschland zu verlassen. Voreilig meldete die WILDESHAUSER ZEITUNG deshalb am 28. April 1939: „Wildeshausen wird frei von Juden.“ Doch tatsächlich gelang es nur einem Teil der jüdischen Einwohner:innen, ihre Heimatstadt zu verlassen.
 
Die zweite politische Karriere des Hermann Petermann
 
Skandalös, aber auch symptomatisch für die Tendenz der Verdrängung und der Selbstentlastung auch noch Jahrzehnte nach Kriegsende ist die Tatsache, dass der ehemalige NSDAP-Ortsgruppenleiter und Bürgermeister Hermann Petermann eine zweite politische Karriere beginnen konnte. Mit der ausschlaggebenden Stimme der NPD im Stadtrat wurde er von 1966-1968 wiederum zum Bürgermeister gewählt, von 1968-1971 war er stellvertretender Bürgermeister. Außerdem bekleidete er, als FDP-Mitglied, von 1964-1972 sogar das Amt des Landrates bzw. stellvertretenden Landrates. Quasi als „Sahnehäubchen“ kam dann noch hinzu, dass 1982 durch Ratsbeschluss eine Straße in Wildeshausen nach ihm benannt wurde!
Diese politische Geschmacklosigkeit, insbesondere angesichts der größtenteils ermordeten jüdischen Bevölkerung aus Wildeshausen, wurde erst 2012 aufgrund des beharrlichen Engagements der Politikerin Kreszentia Flauger (DIE LINKE) durch eine Straßenumbe-nennung rückgängig gemacht.
 
Jeder Tag ein Tag der Befreiung!
 
Von Stunde Null , also einem totalen Neuanfang nach Kriegsende, keine Spur! Eher schon Amnesie und Rollback! Wir müssen uns also entscheiden, welchen Begriff wir für den 8. Mai 1945 wählen wollen, und da scheint es klar zu sein, dass wir diesen Tag einzig und allein aus der Sicht der Widerstandskämpfer:innen, der rassisch und politisch Verfolgten und der gegen ihren Willen in Nazideutschland ausgebeuteten Zwangsarbeiter:innen betrachten können.
Das bedeutet in der Konsequenz auch, die Forderung der Auschwitzüberlebenden und VVN/BdA- Ehrenvorsitzenden Esther Bejarano zu unterstützen, den 8. Mai endlich als bundesweiten Feiertag zu etablieren. Allerdings muss jeder Tag ein Tag der Befreiung sein, einer Befreiung von faschistischer Propaganda und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie wir sie aktuell in zunehmenden Maße zur Kenntnis nehmen müssen.
So z.B. durch Reichskriegsflaggen im Straßenbild, extrem rechte Propaganda aus den Reihen des Wildeshauser Bauhofs, Aufkleber der vom Verfassungsschutz beobachteten extrem rechten „Identitären Bewegung“ und anderer rechter Organisationen sowie überdurchschnittlich hohe Wahlergebnisse der verfassungsfeindlichen AfD bei Bundestags- und Landtagswahlen in der Stadt Wildeshausen.
 
„Es ist passiert, also kann es wieder passieren“, warnte der Auschwitz-Überlebende Primo Levi. Das gilt es unbedingt zu verhindern!“ Quelle: https://www.facebook.com/sowiwir/posts/2920985904856004

 

„8.Mai Tag der Befreiung“ am 08.05.2021 in Syke

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR weisen auf den Aufruf: „8.Mai Tag der Befreiung“ u. a. von dem Wir sind mehr – Bündnis Diepholz hin.
 
Den Facebook-Link zu dem Beitrag von dem So.Wi.WIR-Bündnis mit weiteren Informationen: https://www.facebook.com/sowiwir/posts/2919699868317941
 
Quelle: Wir sind mehr – Bündnis Diepholz
 

Aufruf u. a. von dem Wir sind mehr – Bündnis Diepholz zu einer Kundgebung am 08.05.2021: „Gemeinsam mit der Jugendantifa Syke organisieren wir eine Kundgebung anlässlich des 8. Mai, dem „Tag der Befreiung“. An diesem Tag wollen wir gemeinsam an die Kriegsverbrechen des NS-Regimes erinnern und den Opfern des Nationalsozialismus gedenken. In der heutigen Zeit ist es umso wichtiger ein klares Zeichen zu setzen. Gegen den Geschichtsrevisionismus von Querdenken, AfD & Co; Gegen das Aufstreben rechter Strukturen; Gegen die Anschläge, die aus diesen Strukturen hervorgehen; Auch hier im Landkreis Diepholz; Auch hier in Syke!

Los geht’s um 10 Uhr auf der Wiese gegenüber vom Europapark in Syke. Es wird einige Redebeiträge & Musik geben. Aber natürlich soll die Kundgebung auch ein Ort des Austausches sein, um ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen.
 
Schaut am kommenden Samstag, 08. Mai 2021, um 10 Uhr vorbei! Hört den Redebeiträgen und der Musik zu und kommt ins Gespräch mit uns.“ Quelle: https://www.facebook.com/wirsindmehrBuendnisDiepholz/posts/735644907148299

Pressemitteilung des Bündnisses So.Wi.WIR vom 04.05.2021 zum Tag der Befreiung und ihrem geplanten Projekt

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR und ihre AG MiCou – Mit Courage gegen Rechts haben haben eine Pressemitteilung zum Tag der Befreiung und ihrem geplanten Projekt veröffentlicht.

Quelle: So.Wi.WIR

Pressemitteilung von dem So.Wi.WIR-Bündnis und ihrer AG MiCou vom 04.05.2021: „Der 8. Mai 1945 gilt als Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus. Nicht zuletzt der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizäcker (CDU) nahm in einer vielbeachteten Rede im Jahre 1985 diese Charakterisierung vor. Vor diesem Hintergrund startet das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR am 8. Mai ein Projekt unter der Fragestellung: „Hat Wildeshausen ein rechtes Problem?“.

Insbesondere trifft die Wertung v. Weizäckers zu auf „die Gegner der Nazis, soweit sie noch am Leben waren, die wenigen oppositionellen Schriftsteller, die im Land geblieben waren. Und natürlich auf die Juden, soweit sie den Frühling 1945 erleben durften, Sinti und Roma, verfolgte Homosexuelle, andere unrechtmäßig Gefangene und die aus halb Europa verschleppten Zwangsarbeiter sowie hunderttausende Kriegsgefangene.“ (Klaus Hillenbrand)
 
Doch für einen erheblichen Teil der deutschen Bevölkerung war das Ende der Nazidiktatur auch ein Impuls für eine bemerkenswerte Neuinterpretation ihrer eigenen Rolle in dieser Zeit. Vom Mitläufer oder sogar Täter schlüpfte man in rasanter Geschwindigkeit in die Rolle des Opfers und politisch Verführten. Plötzlich war nur noch eine kleine Clique von „Nazi-Bonzen“ für Kriegsverbrechen, Massenmorde, Ausgrenzung und Verfolgung von religiösen und politischen Minderheiten verantwortlich. Der eigene Anteil am Aufstieg der NSDAP und den Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde verdrängt, verleugnet, verschwiegen. Diese verbreitete Tendenz des Verdrängens und der Selbstrechtfertigung verhinderte in den nachfolgenden Jahrzehnten eine fundierte Auseinandersetzung mit den Ursachen und den Mechanismen faschistischer Herrschaft.
Und das hatte Folgen. Zum Beispiel erzielte die Nachfolgeorganisation der NSDAP, die „Sozialistische Reichspartei“ (1952 verboten) bei den Landtagswahlen 1951 in Niedersachsen ca. 11 Prozent der Stimmen. In Wildeshausen lag ihr Ergebnis deutlich über dem Landesdurchschnitt.
 
Damit setzte sich eine unselige Tendenz fort, die schon seit den 1920er Jahren in Wildeshausen zu beobachten war. Während die NSDAP bei den Reichstagswahlen 1928 lediglich 2,6% erreichte, waren es in Wildeshausen zu diesem Zeitpunkt schon 17,5%. Und bei den Juliwahlen 1932 erzielte diese offen rassistische und gewaltbereite Partei in Wildeshausen 51,6%, außerdem die republikfeindliche und militaristische Deutsch-Nationale Volkspartei (DNVP) 22,7%. Zusammen also fast 2/3 der abgegebenen Stimmen für offen demokratiefeindliche Parteien!
 
Geradezu skandalös, aber auch symptomatisch für die Tendenz der Verdrängung und der Selbstentlastung auch noch Jahrzehnte nach Kriegsende ist die Tatsache, dass der höchste Vertreter des NS-Regimes vor Ort, der NSDAP-Ortsgruppenleiter (ab 1931) und Bürgermeister von 1933-1945, Hermann Petermann, von 1966-1968 (mit der ausschlaggebenden Stimme der NPD im Stadtrat) wiederum zum Bürgermeister gewählt wurde und von 1968-1971 als stellvertretender Bürgermeister fungierte. Und von 1964-1972 bekleidete Petermann sogar das Amt des Landrats bzw. des stellvertretenden Landrats. Eine konsequente Auseinandersetzung mit den unfassbaren Verbrechen des deutschen Faschismus und des ihm dienenden und unterstützenden Personals sieht anders aus! Zumal im Falle Petermanns sozusagen als „Sahnehäubchen“ noch dazu kam, dass 1982 durch Ratsbeschluss eine Straße in Wildeshausen nach ihm benannt wurde. Diese politische Geschmacklosigkeit, insbesondere gegenüber der größtenteils im Holocaust ermordeten jüdischen Bevölkerung aus Wildeshausen, wurde erst 2012 aufgrund des beharrlichen Engagements der Politikerin Kreszentia Flauger (DIE LINKE) durch eine Straßenumbenennung aus der Welt geschafft.
 
Keineswegs aus der Welt ist aber die Tatsache, dass auch aktuell Wildeshausen augenscheinlich ein rechtes Problem hat. Reichskriegsflaggen im Straßenbild, extrem rechte Propaganda aus den Reihen des Bauhofs, Propagandaaufkleber der vom Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“ und anderer extrem rechter Gruppieren sowie überdurchschnittlich hohe Wahlergebnisse der vom Verfassungsschutz als „rechtsextrem“ eingestuften AfD in Wildeshausen sind unleugbare Hinweise. So erzielte die AfD beispielsweise bei den Landtagswahlen 2017 im Wahlkreis Oldenburg-Land 5,69%, in Wildeshausen jedoch 8%, in einigen Stimmbezirken sogar bis zu 15%. Und bei der letzten Bundestagswahl kam die AfD in Niedersachsen durchschnittlich auf 8,0%, dagegen in Wildeshausen auf 11,33%!
 
Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR wird am 8. Mai auf ihrer Facebook-Seite (https://www.facebook.com/sowiwir/ ) eine ausführliche Stellungnahme zum Jahrestag der Befreiung veröffentlichen. Und wenn die coronabedingten Einschränkungen aufgehoben werden, plant das Bündnis, eine Podiumsdiskussion durchzuführen mit dem Titel: „Hat Wildeshausen ein rechtes Problem?“.“ Quelle: https://www.facebook.com/sowiwir/posts/2918984868389441

 

Wir klagen an! Ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR weisen auf die Recherche: „Wir klagen an! Ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag“ von der Initiative 19. Februar Hanau hin.
 
Den Facebook-Link zu dem Beitrag von dem So.Wi.WIR-Bündnis mit weiteren Informationen: https://www.facebook.com/sowiwir/posts/2862167967404465
 
 

Am 14. Februar legen die Angehörigen, Überlebenden und die Initiative 19. Februar die Ergebnisse ihrer Recherche offen und zeichnen die Kette des Versagens nach.
 Wir klagen an und klären auf! Wir fordern politische Konsequenzen!

Sehen könnt ihr das hier: YOUTUBE

Die Kette des Versagens als ausführliche Textversion könnt ihr hier nochmal nachlesen: KETTE DES VERSAGENS PDF Quelle: https://19feb-hanau.org/2021/02/14/wir-klagen-an-ein-jahr-nach-dem-rassistischen-terroranschlag/

 

„Solidaritäts Kundgebung „Martini Brandanschlag““ am 13.02.2021 in Syke

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR weisen auf den Aufruf: „Solidaritäts Kundgebung „Martini Brandanschlag“ u. a. von dem Wir sind mehr – Bündnis Diepholz hin.
 
Den Facebook-Link zu dem Beitrag von dem So.Wi.WIR-Bündnis mit weiteren Informationen: https://www.facebook.com/sowiwir/posts/2854592708161991
 
Quelle: So.Wi.WIR
 
Aufruf u. a. von dem Wir sind mehr – Bündnis Diepholz zu einer Laufdemo mit Kundgebung am 13.02.2021: „Am 13.02.2020 verübten mutmaßlich Neonazis einen Brandanschlag auf das Syker Restaurant „Martini“ und hinterließen an den Wänden Hakenkreuze und rassistische Parolen. Am 24.07.2020 verübten mutmaßlich Neonazis einen Brandanschlag auf den „Hexenkeller“ in Gnarrenburg und am 13.10.2020 wurde das Restaurant „Don Gantero“ in Ganderkesee ebenfalls Opfer eines feigen Brandanschlags. Auch hier waren Haken-kreuze und rassistische Parolen auf die Wände geschmiert worden.
 
Diese Anschläge machen uns wütend, traurig und hinterlassen bis heute viele Fragen bei uns allen! Unsere Solidarität gilt dem Martini, dem Hexenkeller und dem Don Gantero, den Angehörigen und allen von rechter Gewalt Betroffenen.
 
Wir sind wütend, weil rechte Kräfte sich in Syke, Gnarrenburg und Ganderkesee so sicher fühlten, um diese Angriffe zu verüben. Wir sind wütend über den Stillstand der Ermittlungen. Wir sind wütend, weil die Opfer der Brandanschläge vor dem Scherbenhaufen ihrer Existenz stehen und heute kaum mehr jemand über diese Taten spricht!Traurig macht uns, dass solche feigen Taten immer noch ungesühnt sind und dass der Einsatz gegen rechtsradikale Gruppierungen nur halbherzig angegangen wird!
Wir fragen uns, warum die Staatsanwaltschaft Verden verlauten ließ, dass es vermutlich kein rechtsradikaler Übergriff war, weil das Hakenkreuz auf die Hinterseite des Martinis geschmiert wurde und nicht auf die Vorderseite. Wir fragen uns, warum die Polizei in Syke davon spricht, dass es in Syke keine rechtsradikalen Strukturen gibt. Wir fragen uns, warum die drei Brandanschläge bisher noch nicht in EINER Sonderkommission zusammen bearbeitet werden.
Der Verdacht auf eine mögliche rechtsterroristische Serie müsse sehr ernst genommen werden, sagen Kenner*innen der rechten Szene in der Region. Es sei eine Frage, wie viele Ressourcen die Polizei einsetze und wie die Arbeit gebündelt werde. Wir schließen uns dieser Forderung an und fordern die Polizeikräfte an den drei Standorten auf, ihre Arbeit transparent zu machen. Wir fordern die Einsetzung einer Sonderkommision, um zu prüfen, ob es sich bei den Brandanschlägen um eine rechtsterroristische Serie handeln könnte! In Syke, im Bremer Speckgürtel und in Bremen selbst gibt es Neonazis, die sich in klandestinen Netzwerken organisieren und die bereit sind, unsere Demokratie, Werte und Normen zu zerstören. Wir dürfen uns nicht beirren lassen und dadurch nicht lähmen lassen.
 
Gemeinsam wollen wir für eine solidarische Gesellschaft ohne Rassismus und Faschismus einstehen. Verwandeln wir unsere Trauer und Wut in Widerstand!
 
13.02.2021 Syke Demonstration // #rechteBrandstiftungstoppen // Bahnhof Syke 11:00 Uhr
 
Zuganreise: RS2 Bremen Hbf
Ab 10:33 Uhr – RS2 Syke – An 10:52 Uhr“ Quelle: https://www.facebook.com/events/508614836968298/

Stellungsnahme des Bündnisses So.Wi.WIR vom 27.01.2021 zum Holocaustgedenktag

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR und ihre AG MiCou – Mit Courage gegen Rechts haben eine Stellungsnahme zum Holocaustgedenktag veröffentlicht.

Quelle: So.Wi.WIR

Stellungsnahme von dem So.Wi.WIR-Bündnis und ihrer AG MiCou: „Seit Montag um 21:00 Uhr rufen wir dazu auf, bei der #WeRemember-Kampagne vom World Jewish Congress für den Internationalen Holocaustgedenktag mitzumachen, um den geschätzten 6.300.000 Jüdinnen:Juden, die in der NS-Zeit ermordet wurden, zu gedenken.

Am 27. Januar wird anlässlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und den angegliederten Konzentrationslagern den unzähligen Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Er gilt den Millionen Opfern, die unter dem nationalsozialistischen Regime unterdrückt, verfolgt, gequält und ermordet wurden: Jüdinnen:Juden, Rom:nja, Sinti:zze, Homosexuelle, Kommunist:innen, Sozialdemokrat:innen religiöse Minderheiten und be_hinderten Menschen aber auch den wenigen Widerstandkämpfer:innen, die sich gegen Nazideutschland stellten oder Jüdinnen:Juden Schutz boten.
 
Insbesondere das Gedenken an den Holocaust, also die systematische und industrielle Ermordung von geschätzten 6.300.000 europäischen Jüdinnen:Juden zwischen 1941 bis 1945, nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.
 
Wir gedenken den in Wildeshausen und im Flecken Harpstedt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen: Bernhard de Haas, Fritz de Haas, Helene de Haas geb. Gimnicher, Moritz de Haas, Ruth de Haas, Sophie de Haas geb. van der Zyl, Frieda de Vries, Jenny de Vries, Jonny de Vries, Alfred Heinemann, Else Rosenbaum geb. Heinemann, Golda Herzberg, Arthur Goldstein, Harry (Hermann Herz) Renberg, Joel Renberg, [1-3] Willi Löwenstein, Ida Löwenstein geb. Goldschmidt, Jenny de Vries geb. Neublum, Erich de Vries, Helene de Vries geb. van der Zyl, Marga de Vries, Johanne de Fries, Henriette Roßbach, geb. Jordan und Edgar Roßbach. [4] und den geschätzten 6.300.000 weiteren Jüdinnen:Juden, die in der NS-Zeit ermordet wurden.
 
Hierzu erklärt Detlev Hesse von der AG MiCou – Mit Courage gegen Rechts: Das Gedenken an die unzähligen Opfer des Holocausts ist ein kleiner Beitrag zur immer noch überfälligen restlosen Aufarbeitung der deutschen Verbrechen und ein erster Schritt, um sicherzustellen, dass sich das schlimmste Verbrechen der Menschheit nicht wiederholt.
 
Auch an den Schulen in Wildeshausen werden seit Jahren abwechselnd Veranstaltungen zum Gedenken an den Holocaust ausgerichtet, was dieses Jahr Corona-bedingt leider ausfallen muss. Bei den Gedenkveranstaltungen wird ein Staffelstab, mit der gravierten Aussage: „Dem Tod und der Qual von Millionen von Juden während des Holocausts von 1941 bis 1945 gedenken die Schulen”, an eine andere Schule weitergeben, die dann im folgendem Jahr eine Veranstaltung zum Holocaustgedenktag mit veranstaltet. [5]
 
Der Holocaust ist ein beispielloser Völkermord, der unter der Vernichtungsideologie des modernen Antisemitismus stattfand, welcher seine geschichtlichen Ursprünge bereits im christlichen Antijudaismus hat und sich im Rahmen des Ersten und Zweiten Weltkrieges zu einem blinden Hass gegenüber Jüdinnen:Juden entwickelte. Die Ermordung aller Jüdinnen:Juden weltweit war von Anfang an das propagierte Ziel der Nazis. Deutsche Antisemit:innen demütigten, schlugen, vergewaltigten und ermordeten allein in Auschwitz-Birkenau geschätzte 1.100.000 Menschen. Die Mittäter:innenschaft der deutschen Mehrheitsgesellschaft ist dementsprechend unentschuldbar.
 
Zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust gehört auch, die gesellschaftlichen Strukturen und Dynamiken zu bennen, die diesen erst möglich gemacht haben und die Kontinuitäten der NS-Zeit, die bis heute fortbestehen, aufzuzeigen. Denn auch heute kursieren noch immer verschiedene geschichtsverfälschende Erzählungen, zum Beispiel vom Nichtwissen über Vernichtungslager oder angeblich falschen Opferzahlen in der deutschen Gesellschaft, dabei bedeutet dies nichts anderes als eine offene Zustimmung, Relativierung oder gar Leugnung der deutschen Verbrechen unter dem Nationalsozialismus.
 
Es steht für uns außer Frage, dass das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ein essentieller Bestandteil der Aufarbeitung der Verbrechen darstellt, die sich niemals wiederholen dürfen. Wir sagen aber auch ganz deutlich: Allein das Gedenken reicht nicht aus. Der Holocaust lehrt uns, dass wir uns jedem Antisemitismus entschlossen entgegenstellen müssen und jeder Form von völkischem und nationalistischem Gedankengut widersprechen müssen.
 
Auch muss jede:r Einzelne aus der Zivilgesellschaft jedem Aufkeimen von völkischem, autoritären und antisemitischem Gedankengut aktiv im Alltag entgegentreten und sich mit den Betroffenen antisemitischem Hasses solidarisieren.“ Quelle: So.Wi.WIR
 

Facebook-Link zu dem Beitrag von dem So.Wi.WIR-Bündnis mit weiteren Informationen: https://www.facebook.com/sowiwir/posts/2845700862384509

Gedenkaktion „Onlineaktion – #WeRemember“ zum Internationalen Holocaustgedenktag

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR und ihre AG MiCou – Mit Courage gegen Rechts weisen auf die Gedenkaktion: „Onlineaktion – #WeRemember“ von „World Jewish Congress“ zum Internationalen Holocaustgedenktag hin.
 
Quelle: So.Wi.WIR/MiCou
 
Aufruf von dem So.Wi.WIR-Bündnis und ihrer AG MiCou zu einer Onlineaktion zum 27.01.2021: „Macht mit bei der #WeRemember-Kampagne vom World Jewish Congress für den Internationalen Holocaustgedenktag!
 
Bleibt Zuhause und macht mit bei der globalen #WeRemember-Kampagne vom Jüdischer Weltkongress für den Internationalen Holocaustgedenktag. So gedenken wir gemeinsam den in Wildeshausen und im Flecken Harpstedt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen und den geschätzten 6.300.000 weiteren Jüdinnen:Juden, die in der NS-Zeit ermordet wurden. Wir erinnern um nicht zu vergessen!
 
Mitmachen:
1. Schreibt die Worte „#WeRemember“ auf ein Blatt
2. Macht ein Foto von euch selbst, wo ihr das Papier haltet
3. Teilt euer Bild auf den Sozialen Medien unter dem Hashtag #WeRemember
4. Schickt das Foto an uns oder direkt an  @WorldJewishCong
 
#WeRemember-Foto hochladen: Facebook-Nachricht an unsere Facebook-Seite (https://www.facebook.com/sowiwir/ ), per E-Mail (sowiwirkontakt@riseup.net ) oder direkt an World Jewish Congress (weremember@wjc.org )“ Quelle: https://www.facebook.com/events/1346170389055194/
 
Den Facebook-Link zu dem Beitrag von dem So.Wi.WIR-Bündnis mit weiteren Informationen: https://www.facebook.com/sowiwir/posts/2844796389141623
 

„Wir gedenken der Toten der europäischen Außengrenzen“ am 22.11.2020 in Wildeshausen

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR, ihre AG Seebrücke Wildeshausen und die KjG Wildeshausen laden zu ihrer Gedenkaktion: „Wir gedenken der Toten der europäischen Außengrenzen“ ab 11:30 Uhr auf dem Vorplatz der katholischen Kirche ein.
 
 
Aufruf von dem So.Wi.WIR-Bündnis, ihrer AG Seebrücke Wildeshausen und der KjG Wildeshausen: „Am 22. November ist Totensonntag, ein Tag des Gedenkens für die Verstorbenen. Ab 11:30 Uhr treffen sich Menschen der solidarischen Zivilgesellschaft auf dem Vorplatz der katholischen Kirche, um den Menschen, die an den europäischen Außengrenzen gestorben sind, zu gedenken.
 
40.555 in Worten: Vierzigtausendfünfhundertfünfundfünfzig. Eine Zahl, ein Gewicht. Es ist die Zahl der Menschen, welche seit 1993 in Folge einer Flucht an den europäischen Außengrenzen gestorben sind. Die Zahl steigt weiter und das Tag um Tag. Die Tode dieser Menschen auf der Flucht wiegen besonders schwer, denn sie waren vermeidbar. Die größte Gruppe unter ihnen sind die Ertrunkenen im Mittelmeer. 922 Menschen ertranken im Mittelmeer im Zeitraum vom 01.01.2020 – 17.11.2020 und wohl weitere von deren Tod wir nie erfahren werden.
 
Das Sterben im Mittelmeer ist kein Unglück. Menschen, denen Hilfe bewusst verweigert wird, sterben nicht einfach, sondern sie werden getötet. Wir wollen und können dies nicht hinnehmen. Es macht uns fassungslos und wütend, dass trotz der Aufschreie, Hilferufe, Forderungen und dem fortschreitenden Verlust von Menschenleben nicht genug unternommen wird.
 
Zum jetzigen Zeitpunkt haben sich allein in Deutschland 206 Gemeinden als sichere Häfen deklariert. Diese Orte sind aufnahmewillig und -fähig, doch sie werden von der Bundesregierung blockiert. Solidarität mit geflüchteten Menschen und starke, engagierte Kommunen sind der europäischen Abschottungspolitik ein Dorn im Auge. Wir haben den Platz, wir haben die Mittel und vor allem haben wir die Pflicht als Menschen zu helfen. Dies kann nur Geschehen, wenn Bundespolitik und EU endlich ihre Blockadehaltung aufgeben und die Aufnahme von Menschen in den europäischen Ländern zulassen.
 
Bitte kommt maximal zu zweit, bringt eure Mund-Nasen-Bedeckung mit und haltet ausreichend Abstand voneinander. Quelle: So.Wi.WIR
 
Facebook-Link zu der Veranstaltung von dem So.Wi.WIR-Bündnis, ihrer AG Seebrücke Wildeshausen und der KjG Wildeshausen mit weiteren Informationen: https://www.facebook.com/events/698502737756048/
 

Stellungsnahme des Bündnisses So.Wi.WIR vom 07.11.2020 zum Novemberpogrom

Das Bündnis So.Wi.WIR – Solidarisches Wildeshausen WIR weisen in ihrer Stellungsnahme zu dem Novemberpogrom auf das Putzen der Stolpersteine und dem anschließenden Gedenken hin.

Stellungsnahme von dem So.Wi.WIR-Bündnis: Samstag ab 11:00 Uhr traffen wir uns maximal zu Zweit zum Stolpersteine putzen und anschließend vor dem „Jüdischer Friedhof (Wildeshausen)“ um den in Wildeshausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen und den mindestens sechs Millionen weiteren Jüdinnen:Juden, die in der NS-Zeit umgekommen sind zu denken.

Die Gewalt der Pogrome vom 7. bis 13. November 1938 fand am 9. November ihren vorläufigen Höhepunkt. Überall in Deutschland und Österreich brannten die Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden überfallen, demoliert, geplündert und angezündet. Deutsche Antisemit:innen demütigten, schlugen, vergewaltigten und ermordeten Jüdinnen:Juden. Etwa 30.000 Männer wurden verhaftet und in die Konzentrationslager Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau verschleppt. Die Pogrome stellten eine weitere, entscheidende Radikalisierung der antijüdischen Politik des nationalsozialistischen Regimes dar. Bereits zuvor hatten die Nazis die deutschen Jüdinnen:Juden Schritt für Schritt aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Nach dem November 1938 wurde die antisemitische Politik immer gewalttätiger und gipfelte letztlich in dem Versuch, alle Jüdinnen:Juden Europas zu vernichten. Bis 1945 hatten die Nazis mindestens sechs Millionen Jüdinnen:Juden ermordet.
 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Synagogengebäude in Wildeshausen durch SA- und Feuerwehrangehörige am helllichten Tag und vor zahlreichen Zuschauer:innen zerstört, obwohl das Gebäude kurz zuvor für 1.500 Reichsmark an einen Bäckermeister in der Nachbar:innenschaft verkauft und von der jüdischen Gemeinde geräumt worden war. Aus den Holzständern des Fachwerkbaus wurde später eine Scheune errichtet. Die fünf jüdischen Männer in der Stadt wurden in das KZ Sachsenhausen verbracht und dort bis Anfang 1939 festgehalten. Am 1. September 1939 lebten noch zehn jüdische Personen in der Stadt. Bis Mitte Mai 1940 mussten sie – mit den Juden des Oldenburger Landes und Ostfrieslands – Wildeshausen verlassen. Sie wurden in „Judenhäusern“ in Bremen zusammengepfercht und im November 1941 nach Minsk deportiert. [1]
 
Wir gedenken den in Wildeshausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen: Bernhard de Haas, Fritz de Haas, Helene de Haas geb. Gimnicher, Moritz de Haas, Ruth de Haas, Sophie de Haas geb. van der Zyl, Frieda de Vries, Jenny de Vries, Jonny de Vries, Alfred Heinemann, Else Rosenbaum geb. Heinemann, Golda Herzberg, Arthur Goldstein, Harry (Hermann Herz) Renberg und Joel Renberg [2-4] und den mindestens sechs Millionen weiteren Jüdinnen:Juden, die in der NS-Zeit umgekommen sind.
 

Hierzu erklärt Detlev Hesse von der AG MiCou – Mit Courage gegen Rechts: „Das Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome und das Benennen der Täter:innen, die Synagogen, Häuser und Geschäfte anzündeten, ihre jüdischen Nachbar:innen demütigten, schlugen, vergewaltigten und ermordeten, ist ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen Rechts und ist wichtiger denn je in Zeiten des gesellschaftlichen Rechtsrucks.“

Zum Kampf gegen Rechts gehört es auch, die gesellschaftlichen Strukturen zu benennen, die die Verbrechen während der NS-Zeit ermöglichten und Kontinuitäten aufzuzeigen. Denn auch heute 82 Jahre nach dem Novemberpogrom treten antisemitische, rassistische und sexistische Ideologien wieder immer offener zu Tage. In jüngster Vergangenheit zeigte sich das als tausende „besorgte Bürger:innen“ im Schulterschluss mit Nazis durch die Straßen liefen um wahlweise gegen Geflüchtete oder aber gegen die angebliche Corona-Verschwörung der Eliten zu demonstrieren. [5] Nicht zuletzt wurde dies durch personelle Überschneidungen zwischen den Oldenburger „Corona-Demos“ und der aktiven extremen Rechten in der letzten Monaten deutlich. [6]
 
Seit die Corona-Pandemie notgedrungen unseren Alltag verändert, formieren sich antisemitische Verschwörungsideolog:innen in vielen Städten, so auch in Oldenburg. Das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Oldenburg berichtet dazu: „Auf der Grundlage unserer Recherche und Beobachtungen auf der Oldenburger Demo möchten wir eindringlich vor diesen Veranstaltungen und ihrer Verharmlosung warnen, da dort rechte und verschwörungsideologische Denkmuster zum Ausdruck gebracht werden sowie eine antisemitische Relativierung des Nationalsozialismus stattfindet.“ [7]
 
Auch die vermeintlichen „Einzeltäter“ von Halle und Hanau waren getrieben von Antisemitismus und Verschwörungsglauben. [8] Nicht erst die NSU-Morde, der Angriff auf die Synagoge in Halle, die Morde von Hanau und all die anderen antisemitischen, rassistischen und sexistischen Beleidigungen, Übergriffe und Gewaltakte, die tagtäglich in Deutschland verübt werden, machen deutlich, dass es Zeit ist, Position zu beziehen, nicht mehr nur bestürzt zu sein, sondern auch aktiv in das politische Geschehen einzugreifen. Quelle: So.Wi.WIR
 
Facebook-Link zu dem Beitrag von dem So.Wi.WIR-Bündnis mit weiteren Informationen: https://www.facebook.com/notes/sowiwir/stellungsnahme-vom-07112020-zum-novemberpogrom/1051532851948243/
 
Fotos: